Felsenkirchen des Nordens

Felsenkirchen sind nicht nur in Lalibela, sondern im gesamten äthiopischen Hochland zu finden. In  besonders dichter Konzentration kommen sie jedoch im Norden des Landes, in der Region Tigray, vor. Über 150 solcher Kirchenbauten sind bis heute bekannt, während man noch 1963 von lediglich zehn wusste! Bis auf 26 sind alle noch heute in Gebrauch.

Die Felsenkirchen in Tigray sind in der Regel – und im Gegensatz zu Lalibela – meist semimonolithisch und wurden oft in senkrechte Felswände hinein getrieben, nicht selten auch auf Felsvorsprüngen in luftiger Höhe. Daraus resultieren  Anblicke von märchenhafter Schönheit und Orte mit einer ganz speziellen weihevollen Atmosphäre.

Die exakte Entstehungszeit der Kirchen ist unbekannt. Wissenschaftliche Schätzungen datieren die frühesten Bauten ins 10./11. Jahrhundert zurück. Daneben werden aber auch Ursprünge im  7./8. Jahrhundert vermutet. Die jüngsten Felsenkirchen dürften um das 14. Jahrhundert entstanden sein. Unbestritten ist jedoch, dass diese ungewöhnlichen Bauwerke aus einer Zeit des Umbruchs stammen. Aus der Zeit, als der Stern des alten Axumitischen Reichs zu sinken begann und die Macht über ein kurzes Zwischenspiel der Zagwe-Dynastie (11.-13. Jhdt.) an die Salomonische Linie zurück fiel. Die christlich-orthodoxe Kultur Äthiopiens so wie sie heute noch besteht, formte sich in dieser Epoche heraus. Sichtbares und in Stein gehauenes Manifest dafür sind die unzähligen Felsenkirchen des Nordens.

Der Grundriss der Kirchen ähnelt oftmals dem einer Basilika frühchristlich orientalischen Ursprungs. Im Westen erschließt eine kleine Vorhalle (Narthex) den dreischiffigen Hauptraum, der im Osten mit dem Allerheiligsten, der Cella, abschließt. In der Gegend um Wukro ist auch ein quadratischer Grundriss verbreitet, dem ein Kreuz eingeschrieben ist. Nicht selten sind die Fassaden vorgemauert, Wandmalereien schmücken den Innenraum.

Felsenkirchen sind jedoch nicht die ältesten Sakralbauten der Region. Ihre Vorläufer wurden noch in der althergebrachten axumitischen Bautradition errichtet und sind ebenfalls in Tigray weit verbreitet. Diese Kloster- bzw. Kirchenbauten bestehen aus einem Holzfachwerk, das oft mit Schnitzereien verziert ist. Bruchsteine fachen die Zwischenräume aus. So entsteht ein zweifarbiges Äußeres, dunkle Holzlagen wechseln mit hellem Stein. Die Lage der Klöster ist oftmals speziell. Manche wurden in Felsgrotten errichtet (z.B. das Kloster Yemrehanna Kristos bei Lalibela), andere auf Felsplateaus (z.B. Debre Damo).

Die größte Dichte an (Felsen-)Kirchen und Klöstern findet sich zwischen Wukro und Freweyni/Sinkata, bei Atzbi, Degum, Adigrat und Adua und in dem wunderschönen Landstrich Gheralta.

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Übernachtung  & Verpflegung: Die fantastisch gelegene Gheralta Lodge bietet einen guten Ausgangspunkt für Erkundungstouren in das Umland. Ein gutes Restaurant ist Teil der Anlage.

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