Klosterinseln im Tanasee

Der Tanasee ist mit seinen rund 3.700km² der größte See Äthiopiens. Über drei Dutzend Inseln liegen darin, viele davon sind seit Jahrhunderten wichtige Klosterstandorte. Bis heute sind sie von Mönchen und Nonnen bewohnt. Wunderschöne alte Klosterkirchen liegen versteckt im Dickicht der bewaldeten Inseln und warten mit fantastischen historischen Malereien und großen Kirchenschätzen auf. Daneben ranken sich wilde Legenden rund um den Tanasee. Die Abgeschiedenheit der Inseln machte diese zu optimalen Zufluchtsorten in turbulenten Zeiten, gleichzeitig dienten sie als Verbannungsorte Missliebiger. So soll die alttestamentarische heilige Bundeslade zwei Mal hierher in Sicherheit gebracht worden sein – das erste Mal sogar über 800 Jahre lang auf der Insel Tana Chirkos!

Das Kloster Kibran Gabriel * Die ersten Klöster wurden bereits im 14. Jahrhundert gegründet. So auch das Kloster Kibran Gabriel, das auf der nächst gelegenen Insel zur Stadt Bahir Dar liegt. Kibran Gabriel verfügt über eine große Bibliothek mit fast 200 historischen Schriften, darunter eine sehr wertvolle, wunderschön illuminierte Handschrift aus dem 15. Jahrhundert. Allerdings bleibt allen weiblichen Wesen der Zutritt zu dieser Mönchsinsel verwehrt – sogar weiblichen Tieren(!).

Das Kloster Ura Kidane Mihret * Für Frauen zugänglich ist hingegen die Klosterkirche Ura Kidane Mihret, die zu den schönsten der Region zählt und auf der Halbinsel Zege liegt. Ein schmaler Pfad führt vom Bootsanleger durch Urwaldgedicht zur Klosterfestung. Der Standort wurde ebenfalls im 14. Jahrhundert gegründet, die aktuellen Bauten stammen jedoch aus dem 16. Jahrhundert.

Ura Kidane Mihret ist eine Stroh gedeckte Rundkirche, die dem klassischen Aufbau der Klosterkirchen der Region folgt: Um das eigentliche Gebäude führt ein äußerer Umgang, den geflochtene Bambusmatten von der Umgebung lichtdurchlässig abschirmen. Durch gewaltige hölzerne Türen betritt man das Innere der Kirche, das, nur durch die Türöffnungen belichtet, im Halbdunkel liegt. Ein mehrere Meter langer quadratischer Schrein mit Tambour befindet sich im Zentrum des Raumes, ein innerer Umgang führt um ihn herum. Unwahrscheinlich lebendige Bibeldarstellungen zieren den Schrein von oben bis unten. Flächendeckend überzieht dieser farbenfrohe Bilderteppich das Allerheiligste und illustriert Szenen aus dem Leben Jesu, alttestamentarische Begebenheiten sowie lokale Legenden. Eine ebenfalls bebilderte hohe Tür führt in den Schrein, in dem der heilige Tabot (Kopie der alttestamentarischen Gesetzestafeln) der Kirche aufbewahrt wird.

Die Insel Dek * Die größte Insel im Tanasee ist Dek. Sie befindet sich fast in der Mitte des Sees, ein Ausflug zur Insel ist daher Tag füllend. Insgesamt vier Kirchen befinden sich auf Dek. Interessanter ist jedoch die Klosterkirche Narga Selassie, die sich auf einer kleinen, vorgelagerten Insel im Westen von Dek befindet. Die Gonder-Kaiserin Mentewab erbaute die Kirche 1746. Die Gemälde zählen zu den schönsten und am besten erhaltenen des zweiten Gonder-Stils.

Die Klosterinsel Daga Istafanos * Die östlich vor Dek liegende Klosterinsel Daga Istafanos birgt eine weitere Kuriosität: 18 Kaiser sollen hier bestattet sein. Die Mumien von fünfen sind in Glassärgen aufgebahrt. Unter ihnen ist auch Kaiser Fasilidas, dessen Kronen und Trompeten im Schatzhaus zu bewundern sind. Auch diese von Mönchen bewohnte Insel ist für Frauen nicht zugänglich.

Für den heutigen Besucher bietet der Tanasee jedoch nicht nur einen Exkurs tief in die Vergangenheit des orthodoxen Äthiopiens. Die idyllischen Inseln, mit ursprünglichem tropischem Urwald dicht bestanden, liegen wie saftig grüne Paradiesgärten verwunschen im riesigen See. Papageien kreischen, große bunte Schmetterlinge schwirren umher und an manchen Stellen sieht man Pelikane und Nilpferde.

Takwa heißen die aus Papyrus gefertigten leichten Boote mit denen Einheimische zwischen Festland und Inseln verkehren. Güter werden von hier nach dort transportiert, die Szenen erinnern an das alte Ägypten. Mit diesem war die Tanaregion auch immer über den Blauen Nil verbunden, der an der Südspitze des Sees entspringt. Nur wenige Kilometer weiter stürzen sich die Wassermassen bei den berühmten Fällen des Blauen Nil über 45m in die Tiefe.

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Unterkunft: Es gibt mehrere Hotels und Resorts mit teils wunderschönen Gartenanlagen direkt am Seeufer. Günstigere Hotels liegen in der Stadt.

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