Konso

Südlich von Arba Minch liegt die Region Konso, deren Hauptstadt Karat-Konso ist. Traditionell sind die Bewohner von Konso animistische Ackerbauern. Ihre Siedlungen liegen isoliert oben auf den Hügeln rund um Karat-Konso. Eine ganz spezielle Atmosphäre umgibt diese pittoresken Ortschaften, die in einer, für diesen Landesteil ansonsten unüblichen Art und Weise erbaut sind.

Auffallend ist der wehrhafte Charakter der Dörfer. Hohe Steinmauern umgeben die Siedlungen, steile Pfade führen durch nur wenige Tore in das Dorfinnere, das labyrinthisch dicht bebaut ist. Auch die einzelnen Familienwohnsitze sind von Steinmauern umgeben. Enge Gassen führen darum herum, niedere Bäume spenden Schatten. Die Wohnhäuser selbst sind ebenfalls steinern, strohgedeckt und rund, aufgeständerte Speicherhäuser vervollständigen das Anwesen. In vergangenen Zeiten waren die Konsodörfer oft Zielscheibe von angreifenden Stämmen und Plünderern aus dem umgebenen Tiefland. Dies spiegelt sich noch heute deutlich in der Baustruktur sowie im Sozialverhalten der Bewohner wider.

Die Dörfer sind in Nachbarschaften untergliedert, die alle über eine ‚Mora’, ein Gemeinschaftshaus verfügen. Tagsüber ist hier geselliger Treffpunkt der Männer und Kinder, Probleme werden diskutiert, Entscheidungen getroffen. Nachts jedoch schlafen in der Mora alle jungen Männer ab dem Alter von zwölf Jahren. Selbst die verheirateten Männer verbringen Teile der Nacht hier. Sollte nämlich Alarm geschlagen werden, stünde die Verteidigung rasch zur Stelle.

Ebenso interessant ist die Gesellschaftsstruktur in Konso, die an die der benachbarten Borena im Tiefland erinnert. Die (männliche) Gemeinschaft ist in Generationsklassen unterteilt, die mit zunehmendem Alter durchschritten werden. Alle 18 Jahre werden junge Männer zwischen acht und 25 Jahren initiiert und in die erste Klasse aufgenommen. Zur Feier des Tages wird am Zeremonienplatz eine lange Generationenstange aufgerichtet – die Anzahl der Stangen lässt somit Rückschlüsse auf das Alter der Siedlung zu.

Sehr eigenwillig ist jedoch die Tradition, das Ableben eines Clanchefs ganze neun Jahre und neun Monate zu verheimlichen. Der Leichnam wird konservierend einbalsamiert, Krankheiten werden vorgeschoben, um die plötzliche permanente Abwesenheit des Anführers zu erklären. Diese Tradition scheint allerdings rückläufig zu sein. Zwar hieß es noch beim vorletzten Machtwechsel 1990, der Herrscher sei schwer an Grippe erkrankt. Jedoch schon sieben Monate später wurde der Verstorbene beigesetzt und sein Sohn in Amt und Würden gehoben.

Auch eine weitere Eigenart der Konsoregion ist mit dem Totenkult verbunden. Stirbt ein angesehener Mann und Krieger, wird sein Grab mit ‚Wagas‘, aus Holz geschnitzte Figuren, markiert. Dargestellt werden getötete Feinde, erbeutetes Großwild, Ehefrauen und der Verstorbene selbst. Letzterer mit Zähnen aus Tierknochen und einem imposanten männlichen Geschlecht.

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Nahebei: In der Nähe des Konsodorfs Gesergiyo befindet sich ein seltenes landschaftliches Phänomen. Erzeugt durch saisonale Regenfälle in einer ansonsten trockenen Schlucht entstanden hier skulpturale Sandformationen, die steil aus dem Boden ragen. Da das Ensemble aufgrund seiner vertikalen Struktur entfernt an Hochhäuser erinnert, wurde es kurzerhand auf den Namen ‚New York‘ getauft.

Reisezeit: Initiationsriten finden in Konso im Dezember, Januar und September statt. Da dieses Ereignis allerdings nur alle 18 Jahre zelebriert wird, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, Zeuge eines solchen Festes zu werden. Der Zyklus ist jedoch von Dorf zu Dorf verschoben.

Übernachtung & Verpflegung: In Karat-Konso gibt es einige einfache Hotels. Eine Lodge mit besserem Standard liegt in der Nähe, ebenso ein einfacher Campingplatz.

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