Addis Abeba

Addis Abeba, dritthöchst gelegene Hauptstadt der Welt und Sitz der Afrikanischen Union ist eine junge lebendige Stadt, die nur etwas über 100 Jahre alt ist. Erst 1887 wurde die Siedlung von dem späteren Kaiser Menelik II gegründet. Dieser zog in den frühen 1880er Jahren von seinem früheren Herrschaftssitz in Ankober auf den Berg Entoto, dem Hausberg des heutigen Addis. Seine Frau Taitu liebte jedoch die heißen Quellen, die weiter unten im Tal dem Grund entsprangen. Auf ihr Drängen errichtete Menelik ein Haus an jenem Ort, dem Taitu seinen Namen gab: Addis Abeba, zu Deutsch ‘neue Blume’.

Taitus heiße Quellen gibt es noch heute – mit dem Unterschied, dass diese mittlerweile das öffentliche Finfine Badehaus sowie die Schwimmbecken in den Außenanlagen des Hilton Hotels speisen. Aus dem einstigen provinzialen verschlafenen Städtchen ist in kürzester Zeit eine pulsierende Metropole erwachsen. Und der Boom hält an. Addis explodiert, wächst in die Breite, schießt in die Höhe. Hochhäuser sprießen wie Pilze aus dem Boden, eine neue Shopping Mall entsteht neben der nächsten, der Verkehr ist dreispurig.

Doch zwischen der neuen Urbanität blickt ständig das alte dörfliche Addis hindurch. Eine Eselherde bringt den Verkehr auf der Hauptverkehrsader zum Stoppen. Kühe weiden auf dem Grünstreifen, traditionell gekleidete Frauen kauern vor den Kirchen. Abseits der Asphaltstraßen reihen sich Lehm- und Blechhütten entlang verwinkelter Erdpisten, Ensetpflanzen wachsen in den Hinterhöfen und Frauen waschen ihre Wäsche im Fluss. Gegensätze prallen aufeinander, wohin man schaut. Heraus geputzte junge Schönheiten stöckeln über löchrige Asphaltwege, auf dem Dach des neuen Geländewagens wird eine Ziege transportiert und Verkäufer verhökern lokalen Schnaps in kleinsten Blechbüttchen neben schicken Bars, in denen Geschäftsmänner an ihren Cocktails nippen. Die Gesänge der orthodoxen Kirchen schallen durch die Abenddämmerung, dazwischen ertönt der Ruf zum Gebet vom Minarett. Diese Heterogenität ist es, was dieser Stadt ihren speziellen Reiz verleiht, was fasziniert. Und  alles fügt sich zu einem harmonischen Miteinander, zu einem Gesamtkonstrukt, das Addis Abeba ausmacht.

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Das Zentrum, genannt Piazza, liegt im Norden der Stadt. Geschäftigkeit herrscht vor, die Straßen sind voller Leute und Händler, es gibt viele kleine Restaurants und Bars. Dies ist der alte Stadtkern mit Wohnhäusern, die teils noch aus der Zeit vor der italienischen Okkupation stammen.  Wie beispielsweise das schöne Itegue Taitu Hotel, die erste Herberge der Stadt, die 1907 erbaut wurde. Bis heute sind Hotel und Restaurant weitgehend im Originalzustand in Betrieb, inklusive des Mobiliars. Gleich um die Ecke befindet sich die Silberstraße, in der sich ein Silbergeschäft an das nächste reiht, gezahlt wird nach Gewicht. Weiter bergaufwärts, in Richtung Entoto, liegt Shero Meda, der große permanente Markt für lokal gefertigte Textilien wie gewebte Schals, traditionell bestickte Kleider, Baumwolldecken und Tücher.

Das eigentliche kommerzielle Herz der Stadt schlägt jedoch im Mercato, dem größten Markt auf dem afrikanischen Kontinent. Hier ist Gedränge, Betriebsamkeit, Chaos. Im wohlgeordneten Durcheinander findet sich alles, was man schon immer oder aber noch nie haben wollte: Gewürze, Metallwaren, traditionelle Kochutensilien, Importware, Möbel. Doch es ist Erlebnis genug, einfach nur dem bunten Treiben zuzuschauen.

Ruhiger geht es in den zahlreichen Museen der Stadt zu, unter denen insbesondere das ethnographische Museum (Museum and Library of the Institute of Ethiopian Studies) und das Nationalmuseum heraus ragen. In letzterem ist Lucy zu besichtigen, bzw. die originalgetreue Kopie dieses berühmten 3,5 Millionen Jahre alten menschlichen Skeletts. Eine weitere kleine Kuriosität ist der Löwenzoo, in dem die seltenen Abessinischen Berglöwen mit ihren prachtvollen schwarzen Mähnen aus der Nähe begutachtet werden können – allesamt Nachkommen der letzten Hoflöwen von Kaiser Haile Selassie.

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